NAJU Zeltlager 2021

Naturpiraten Ahoi!

23. - 25. Juli in Joshofen/Neuburg an der Donau

Der Höhepunkt des Jahres und meines Bundesfreiwilligendienstes ist eindeutig das Zeltlager - und das wäre es vermutlich auch in einem normalen Jahr geworden. Das Zeltlager, das jetzt wegen Corona schon seit Herbst 2019 in Planung war und verschoben werden musste, konnte endlich in Joshofen, einem kleinen Nachbarort von Neuburg auf der gegenüberliegenden Seite der Donau, stattfinden. Teilgenommen haben mehrere oberbayerische LBV-Kindergruppen mit ihren Kindergruppenleiter*innen sowie Max (der BFDler der NAJU Bayern) und  weitere Organisator*innen.

 

Freitag - gestrandet

Das Vordach vor der Küche. Links geht es zur Feuerstelle und zum Steg
Das Vordach vor der Küche. Links geht es zur Feuerstelle und zum Steg

Aber erst mal von Anfang an: Zunächst musste ich Simon, den Geschäftsstellenleiter des LBV Fürstenfeldbrucks und Verantwortlichen für das Programm, in Neuburg vom Bahnhof abholen. Er war dieses Wochenende unser Seebär. In unserem rollenden Piratenschiff haben wir uns dann auf dem Weg durch die Stadt erst mal verfahren. Und natürlich standen wir auch noch im Stau. Dafür hatten wir aber eine tolle Aussicht auf eine Burg und Mauersegler, die über die Straßen und Häuser gezischt sind. Um 12 Uhr waren Simon und ich dann als erstes am Zeltplatz. So konnten wir uns noch vor der Platzübergabe in Ruhe die Örtlichkeiten anschauen. Dieser war in drei Teile aufgeteilt: eine große Wiese für die Zelte, die mit Bäumen umrahmt war, ein etwas abschüssiger Hauptplatz mit Küche, Bad, Feuerstelle und einem schwimmenden Steg aus Schwimmkörpern sowie ein kleinerer Zeltplatz hinter den Büschen. Hier kamen wir auch mit ein paar Besuchern des öffentlichen Badebereichs nebenan ins Gespräch, denn wir wollten wissen, ob man den See umrunden kann. Die Antwort: "Theoretisch schon, Sie brauchen halt ´ne Machete". Das sollte später noch mal wichtig werden...

Unsere Zelte - ein bunter Mix: Teilweise hatten die Kindergruppen Zelte für mehrere Personen dabei, viele schliefen aber auch in Einzel- oder Doppelzelten
Unsere Zelte - ein bunter Mix: Teilweise hatten die Kindergruppen Zelte für mehrere Personen dabei, viele schliefen aber auch in Einzel- oder Doppelzelten

Gegen 16 Uhr trafen dann die 38 Kinder mit ihren Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern ein und bauten gemeinsam ihre Zelte auf.

Nach dieser Anstrengung hatten alle Hunger. Wegen Corona durften wir leider kein Buffet anbieten. Daher gaben unsere zwei Köchinnen, die Smutjes, das Abendessen aus. Ansonsten mussten wir dank der niedrigen Inzidenz keine weiteren Einschränkungen beachten. Lediglich einen negativen Test musste jeder vorweisen.

Später versammelten sich alle ums Lagerfeuer. Bei knisterndem Flammen erzählte Simon uns den wahren Grund, warum wir alle am Joshofener See waren: Durch einen turbulenten Sturm strandeten die kleinen Naturpiraten mit ihrem Kapitän Max, der später noch des Öfteren über die Planke gehen musste, auf einer magischen Insel. Hier trafen sie auf Simon, den alten Seebären. Er erzählte ihnen von Talismanen, die Mutter Erde für sie versteckt hatte, und mit deren Hilfe sie die Insel wieder unbeschadet verlassen könnten. Nach dieser spannenden Geschichte, ging es dann (ausnahmsweise) erst um halb Zwölf ins Bett.

 

Samstag - der Tag der Prüfungen

Ab halb Fünf waren die ersten Kinder dann schon wieder wach. Der Weckruf um halb Sieben per Ziehharmonika war somit ziemlich überflüssig. Selbst ich bin als eine der Letzten da schon aus dem Zelt gekugelt. Nun stand das Frühstück an, ein bißchen Ballspiel und dann mussten sich die Kinder auf das wilde Piratenleben vorbereiten. Zunächst machten sie sich mit der Insel vertraut. Hierzu erforschten sie die Tier- und Pflanzenwelt fleißig mit Keschern. Da Piraten aber nicht nur Kenntnisse über die Gewässer brauchen, die sie befahren, sondern auch die richtige Ausrüstung wie Fernrohr, Kompass, Augenklappe und Piratenflagge, mussten wir nun kreativ tätig werden. Ich und eine Gruppenleiterin unterstützen die Kinder beim Malen und Basteln. Ein paar der Kinder hatten sogar schon eine Flagge mit dabei und manche wollten lieber auf Schatzsuche gehen, die ich im Vorfeld noch spontan organisiert hatte. In der "Schatztruhe" (dem Auto) befand sich nämlich eine ganz wichtige Ausrüstung, ohne die ein Piratenleben nicht möglich wäre: Schwimmwesten. Denn was wären Piraten, wenn sie nicht die sieben Weltmeere (oder hier eben das Joshofener Meer) sicher befahren könnten? Dazu fehlte nun noch ein Floß. Denn die Piraten waren ja mittellos gestrandet und so mussten die Kinder dann auch noch zwei Flöße aus großen Kanistern und Paletten bauen. Das erste Floß überstand die Jungfernfahrt - im Gegensatz zur Titanic. Mit Passagieren hieß es dann allerdings Land unter und alle fielen schreiend ins Wasser. Erst das zweite Floß erwies sich mit einer fünf-Mann-Besatzung als seetauglich. Dabei machten wir eine spannende Begegnung mit einem Seeungeheuer, dem es wegen dem ganzen Müll gar nicht gut ging. Doch es hatte Glück, denn echte Naturpiraten kümmern sich natürlich um ihre  und helfen den Tieren. Daher brauten wir nachmittags einen Heiltrank für das kranke Seeungeheuer. Mit den Schwimmwesten auf dem Floß brachten wir den Trank dann hinaus aufs Wasser.

Jede Kindergruppe hat eine Flagge gemalt - auch für die Kömbüse und die NAJU
Jede Kindergruppe hat eine Flagge gemalt - auch für die Kömbüse und die NAJU

Später kämpften sich die Naturpiraten im Wald versteckt über ein schmales Seil (eine Slackline) um an die begehrten Talismane zu kommen. Nach der Anstrengung war der Hunger bei allen groß. Während des Abendessens ließ dann auch der Regen, der ein paar Stunden vorher eingesetzt hatte, etwas nach. Mit gefülltem Bauch machten sich die Naturpiraten dann auf zu einer Nachtwanderung, bei der sie den See umrunden wollten. Um den See herum führt ein schöner Fußweg an Feldern vorbei und durch den Wald hindurch. Am nördlichen Ende des Sees zweigt der Weg jedoch ab und kehrt auch nicht mehr zum See oder zum Zeltplatz zurück. Und hier erinnerten wir uns an die Worte der Besucher, mit denen wir zuvor sprachen, denn plötzlich fanden wir uns auf einem Trampelpfad direkt am Ufer wieder, der nicht benutzte wird und dementsprechend von der Natur zurückerobert wurde. Eine Machete wäre hier tatsächlich hilfreich gewesen. Diese fehlte jedoch in unserer Piratenausrüstung und so sind wir im Stockdunklen ohne Machete und ohne Taschenlampen durch genau dieses Dickicht hindurch.  Da blieb es nicht aus, dass der ein oder andere über Wurzeln stolperte und sich die Äste vom Gesicht fernhalten musste. Dies lenkte dafür von den schwirrenden Insekten und Spinnen ab, die immer wieder ihre Netze über den Weg gesponnen hatten. An manchen Stellen mussten wir besonders aufpassen, denn es gab einige Löcher im Weg,  die einen direkt in das Wasser geführt hätten - nasse Schuhe inklusive. Am Ende sind wir aber alle unversehrt wieder im Camp angekommen und konnten uns beim Lagerfeuer von der aufregenden Wanderung erholen. 

 

Sonntag - Ablegen

Der Steg besteht aus Schwimmkörpern, sodass man jede hastige Bewegung spürt
Der Steg besteht aus Schwimmkörpern, sodass man jede hastige Bewegung spürt

Sonntag in der Früh wurde ich von drei Dingen geweckt: eine Amsel, die auf einem Ast über meinem Zelt eine Oper trällerte, Kinder, die ab sechs um die Zelte rannten, und prasselnder Regen auf meinem Zeltdach. Der Regen hielt sich über das Frühstück hinweg und hörte erst auf, als wir die Zelte abbauten. Danach durften die Kinder mit Hilfe ihrer Talismane die Insel wieder verlassen. Dazu bildeten alle mit ihren Armen einen langen Tunnel, durch den jeder einmal durchrennen durfte, um am Ende das Tunnels dann wieder in der "echten" Welt zu landen.

 

Mein Fazit: Die quirlige Stimmung und das Flair ums Lagerfeuer herum haben mir besonders gut gefallen. Aufgrund von Corona saß ich ja fast das ganze Jahr alleine im Homeoffice, somit war das Zeltlager der absolute Kontrast. Es hat mir vor allem richtig viel Spaß gemacht und ist eindeutig das Highlight meines Bundesfreiwilligendienstes.

 

Alle Fotos: Alina Hanisch

Stand: 10. August 2021