Mein Jahr im Bundesfreiwilligendienst

Dieses vergangene Jahr hat mir wie kein anderes vorher gezeigt, wie schnell und wie langsam Zeit gleichzeitig vergehen kann. Während ich zuhause vor meinem Computer saß, fühlte sich 14 Uhr wie 18 Uhr an, Dienstag wie Donnerstag oder vielleicht Montag. Am Anfang habe ich mir sehr schwer getan, zuhause konzentriert zu arbeiten und vor allem nach Feierabend nicht doch noch einen Satz zu schreiben. Corona hat einen großen Stempel auf allem hinterlassen. Trotz oder gerade wegen dem Office zuhause habe ich viele spannende Sachen gemacht: Mit InDesign habe ich den Kreisgruppen-Flyer für die Kreisgruppe Mühldorf neu gestaltet und von 6 auf 8 Seiten erweitert. Zudem habe ich für die Kreisgruppe Landsberg unzähligen Steckbriefen ein neues Aussehen gegeben und dabei auch noch etwas über torffreies Gärtnern gelernt. 

Außerdem habe ich für den Naturschwärmer zu unterschiedlichsten Themen Informationen recherchiert. Der Global Seed Vault in Svalbard hat mich dabei am meisten fasziniert. Auch etwas über den Wasserverbrauch, der hinter unseren Supermarktprodukten steckt, zu lernen, war sehr spannend.

 

Im Kontrast zum Homeoffice, waren die Veranstaltungen und Exkursionen in Präsenz dafür umso spannender und abwechslungsreicher. All meine Seminare haben online stattgefunden. Nur für das letzte Seminar konnte ich mich am Ufer der Isar durch Schlammpfützen und niedriges Geäst kämpfen. Als wir uns am Bahnhof in Höllriegelskreuth trafen, haben alle erstmal gestutzt: die Stimmen kamen uns bekannt vor, denn wir kannten uns bereits aus den Online-Seminaren. Da saßen wir zwar meistens ohne Kamera da, aber die Stimmen haben sich so eingeprägt, dass wir uns gegenseitig erkannt haben, als wir uns dann das erste mal live gesehen haben!

Hier können Fische und andere Flussbewohner problemlos das Bauwerk überqueren
Hier können Fische und andere Flussbewohner problemlos das Bauwerk überqueren
Die Regenjacke war nicht so wichtig wie feste Schuhe: Trotz Regen sind wir durch die Bäume kaum nass geworden - der Boden war allerdings sehr schlammig
Die Regenjacke war nicht so wichtig wie feste Schuhe: Trotz Regen sind wir durch die Bäume kaum nass geworden - der Boden war allerdings sehr schlammig
Grünwalder Stauwehr, wo der Isarwerkkanal von der Isar abgespalten wird
Grünwalder Stauwehr, wo der Isarwerkkanal von der Isar abgespalten wird
Kurz nach dem Georgenstein haben wir der Isar den Rücken gekehrt und sind in den Wald hinein
Kurz nach dem Georgenstein haben wir der Isar den Rücken gekehrt und sind in den Wald hinein

Glücklicherweise konnte ich auch bei zwei Biotoppflegeeinsätzen dabei sein: einmal in der Nähe vom Ackermannbogen auf einem alten amerikanischen Flugplatz, der jetzt ein kleines Naturparadies ist und einmal im Biotop an der Stäblistraße, das zur NAJU gehört. Beide Male war die bis zu einem Meter hohe Wiese gemäht worden und die Mahd musste zusammen gerecht werden. Am Ackermannbogen war es an dem Tag in der prallen Sonne 30 Grad Celsius heiß. Wegen der vielen Arbeit, war die Hitze aber schnell nur noch ein Nebengedanke. An der Stäblistraße hatte es geregnet und alles war nass, düster und feucht. Das Gras war so schwer, dass ich mir sogar einen Nerv im Muskel eingeklemmt habe. Das merkte ich jedoch erst am nächsten Tag. Nach zwei Tagen war der Schmerz dann wieder weg, aber ich konnte meinen Arm kaum benutzen. 

Der Bodenbewuchs: verschiedene Hauswurze und einzelne Gräser
Der Bodenbewuchs: verschiedene Hauswurze und einzelne Gräser
Der Haufen, den wir zu sechst über drei Stunden hinweg aufgehäuft haben - Ackermannbogen
Der Haufen, den wir zu sechst über drei Stunden hinweg aufgehäuft haben - Ackermannbogen

Mein Resümee: Durch den LBV sehe ich die Natur mit völlig anderen Augen! Ich habe viele neue Arten kennengelernt, wie Vögel, Pflanzen und Falter. Daher konnte ich auch sofort einen Falter, den meine Freundin gesehen und fotografiert hatte, als einen "Mittleren Weinschwärmer" identifizieren. An einer Magerwiese laufe ich nicht mehr vorbei, ohne mir genauer anzusehen, was da jetzt eigentlich so wächst. Als die Meldung kam, dass in meinem Nachbarort Aßling ein Wolf gesichtet wurde, war ich total begeistert. Nur zwei Wochen vorher hatte ich in einem Seminar einen Vortrag über Wölfe gesehen und war somit im Thema drin. Auch wenn das Jahr für mich die meiste Zeit in einem viereckigen Kasten existiert hat, bin ich sehr froh, dass ich meinen Bundesfreiwilligendienst beim LBV gemacht habe und zumindest in der KG Ebersberg werde ich wohl noch eine Weile rumwurschteln.

Alle Fotos: Alina Hanisch

Stand: 24.08.2021 - letzter Arbeitstag