Artenreiches Grünland: Biodiversität macht Schule

"Artenreiches Grünland: Biodiversität macht Schule" ist ein Pilotprojekt vom LBV Oberbayern. Ziel des Projektes ist es, bei Schülerinnen und Schülern der 5. Jahrgangstufe des Gymnasiums in Anlehnung an den LehrplanPLUS  die Bedeutung des Grünlands zu vermitteln. Dabei liegt der Fokus auf der Pflanzen- und Insektenvielfalt. Zudem werden artenarme exzessiv genutzten Flächen und artenreichen Grünlandflächen verglichen - und das alles draußen vor Ort. In Erding haben Melanie Jahreis, Umweltbildnerin der Bezirksgeschäftsstelle Oberbayern, und ich dafür zuerst zwei Fortbildungen für Lehrkräfte angeboten, damit diese in Zukunft das Programm selbstständig oder mit Unterstützung eines LBV-Mitarbeiters durchführen können. Danach sind wir dann auch noch mit zwei Schulklassen ins Grünland gegangen, um die Methodik zu erproben.

 

Feldforschung macht Spaß

Eine der Forscherflächen, auf der man auf den ersten Blick unterschiedliche Pflanzen erkennt - im Hintergrund zu sehen ist die Therme Erding
Eine der Forscherflächen, auf der man auf den ersten Blick unterschiedliche Pflanzen erkennt - im Hintergrund zu sehen ist die Therme Erding

Die Exkursionen fanden auf dem Bio-Bauernhof "Gersthof" statt, der uns seine Wiesen zur Verfügung gestellt hatte. Da sich durch Corona der Projektstart ein wenig nach hinten verschoben hatte, verpassten wir leider die Hauptblüte von vielen Blumen und Pflanzen. Dennoch fanden wir eine erstaunliche Vielfalt vor, die ich so auf dem ersten Blick gar nicht erwartet hatte. Aber so konnten wir uns motiviert ans Werk machen: Als erstes mussten die Feldforscher ihre Forscherfläche von zwei Meter mal einem halben Meter abstecken, damit sie vergleichbare Ergebnisse für die weitere Auswertung im Unterricht erhielten. Dann sollten sie mit Hilfe ihres Forscherprotokolls verschiedene Blühpflanzen und Gräser bestimmen. Dazu bekamen sie auch Bestimmungsbücher und eine App zur Verfügung gestellt. Das Buch, welches zur Ausrüstung gehörte, umfasste leider nicht alle Blühpflanzen. Mit der App ging das natürlich viel einfacher. Für die Schulklassenexkursion brachten die Lehrkräfte daher ein ausführlicheres dickeres Buch mit. Ich bin ständig zwischen den Gruppen und Forscherflächen hin und her geflitzt und habe bei der Bestimmung geholfen und dabei auch ein paar neue Pflanzen kennengelernt. Faszinierend fand ich, dass sich die Wiese innerhalb einer Woche teilweise so schnell verändert hatte, dass wir eigentlich bei jeder Exkursion wieder neue Pflanzen entdeckten.

 

Der Gersthof

Nachdem wir alles über das Grünland gelernt hatten, bekamen wir noch eine Führung über den Hof von der Familie, die hier alles so liebevoll pflegt und hegt. Sie erzählten uns, dass vor 50 Jahren "Bio" noch die Norm war. Die Chemielandwirtschaft, also die heutige konventionelle Landwirtschaft, hat sich in den folgenden Jahren als neue Norm proklamiert. Um wieder "Bio" Produkte anbieten zu können, haben sich dann Bauern in eigenen Bauernverbänden, wie z. B. Demeter, zusammengeschlossen. Sie begangen sich gegenseitig auf Qualität zu kontrollieren und damit eine Absicherung für den Verbraucher zu schaffen.

Das Murnauer Werdenfelser Rind ist eine alte und robuste Rasse, deren Bestand seit den 70er Jahren zurückgeht - durch gezielte Zucht erholt sich der Bestand wieder
Das Murnauer Werdenfelser Rind ist eine alte und robuste Rasse, deren Bestand seit den 70er Jahren zurückgeht - durch gezielte Zucht erholt sich der Bestand wieder

Die Kühe auf dem Hof, robuste Murnauer Werdenfelser, werden in einer Mutterkuhherde gehalten. Das heißt, dass die Kälber bei den Müttern bleiben und die Mütter nicht gemolken werden. Für Nachwuchs sorgt ein Stier in der Herde. Dieser wird alle 1 ½ Jahre ausgetauscht, damit er sich nicht mit seinen eigenen Kindern paart. Im Gemüsegarten baut die Familie unter anderem Kohl, Tomaten und Kräuter an. Alles wird in einer bestimmten Anordnung gepflanzt, damit die Schnecken nur auf unwichtige Pflanzen gehen und das Gemüse links liegen lassen. Da erspart den Einsatz von chemischen Mitteln gegen die Schnecken. 

 

Die Exkursion kam sowohl bei den Lehrkräften als auch bei den Schülerinnen und Schülern richtig gut an, sodass wir sogar außerhalb des Projektrahmens zusätzliche Schulklassenexkursionen durchgeführt haben. Mir hat es ebenfalls sehr viel Spaß gemacht die kleinen Naturforscher zu unterstützen, auch wenn sie lieber die App als das Buch benutzen wollten. Besonders begeistert war ich von den Schwalben, die teils einen Meter von mir entfernt an mir vorbeigezischt sind - auf der Jagd nach Futter für ihre Jungschwalben. 

 

Alle Fotos: Alina Hanisch

Stand: 17. August 2021