Die Bartgeierweibchen Wally und Bavaria haben im Nationalpark Berchtesgaden ihr neues Zuhause

 

 

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Dr. Norbert Schäffer, 1. Vorsitzender LBV, Bartgeierexperten der Nationalparkverwaltung Jochen Grab und Toni Wegschneider, Vorsitzender LBV Kreisgruppe Berchtesgaden, Ministerin Michaele Kaniber, Eva Graf, Gewinnerin des Namenwettbewerbs 
Dr. Norbert Schäffer, 1. Vorsitzender LBV, Bartgeierexperten der Nationalparkverwaltung Jochen Grab und Toni Wegschneider, Vorsitzender LBV Kreisgruppe Berchtesgaden, Ministerin Michaele Kaniber, Eva Graf, Gewinnerin des Namenwettbewerbs 

Unter großem Medieninteresse und bei Königswetter kamen heute die beiden Bartgeier (Gypaetus barbatusim Nationalpark-Infozentrum Hintersee an. Als die Jungtiere in Käfigen entladen wurden, herrschte eine fast bedächtige Stimmung unter den zahlreichen Teilnehmern. Mit fast drei Metern Spannweite gehört der Bartgeier zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt und ist gerade im Flug eine wahrlich beeindruckende Erscheinung. Nach 100 Jahren soll der Gigant in Bayern wieder heimisch werden. Deshalb wurden heute die Bartgeier Wally und Bavaria im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert. Sie gehören zu den Alpen. Als „Lämmergeier“ lange vom Menschen gefürchtet, wurde die Art zu Beginn des 20. Jhd. im gesamten Alpenraum und somit auch in Deutschland ausgerottet. Heute weiß man, dass der Bartgeier ein reiner Aasfresser ist und somit ein wichtiges Glied in der Nahrungskette innerhalb des Alpenraumes einnimmt.

                                                                                                             

In einem groß angelegten Projekt haben der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und der Nationalpark Berchtesgaden heute zwei junge Bartgeier aus spanischer Nachzucht in die Natur entlassen: Wally und Bavaria heißen die beiden Weibchen, deren neue Heimat jetzt das Knittelhorn im Klausbachtal ist. Dort haben sie eine gut geschützte Felsnische bezogen, in der sie regelmäßig von Biologen gefüttert und überwacht werden. Mehr Informationen über die Fütterung finden Sie hier. Beeindruckende Bewegtbilder der jungen Bartgeier liefern Videos des LBV und des Tiergartens Nürnberg, welche die Vögel begleiten. Zudem wird im BR über die beiden Bartgeier berichtet.

 

Scheckübergabe vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Scheckübergabe vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Die heutigen Vorkommen des Bartgeiers gehen auf Wiederansiedlungen zurück, die im Jahr 1986 in Österreich begonnen wurden und bis heute in mehreren Ländern Europas fortgeführt werden. Seit einigen Jahren mehren sich die Einflüge einzelner Bartgeier in den Bayerischen Alpen. Erstmals überhaupt wurden im Frühjahr 2020 sogar zwei Vögel gleichzeitig im Freistaat gesichtet. Es könnte sich dabei um ein Pärchen gehandelt haben, das gemeinsam in der Nähe von Oberstdorf unterwegs war. Während die Allgäuer Alpen in Deutschland als Gebiet für die Wiederbesiedelung des ehemaligen bayerischen Ureinwohners am besten geeignet sind, ist der Nationalpark Berchtesgaden das geeignetste Gebiet für eine Auswilderung junger Bartgeier - wie eine aktuelle Machtbarkeitsstudie des LBV zeigt. Die Vögel stammen aus dem europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerks (EEP/Erhaltungszuchtprogramm des Europäischen Zooverbands), zu dem auch der Tiergarten der Stadt Nürnberg gehört. Das Wiederansiedelungsprojekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit über 610.000,- Euro gefördert. 

 

Hohes Presseaufkommen in Berchtesgaden                                    Die beiden Bartgeier auf dem Weg in die Freiheit                             Wally und Bavaria sollen zukünftig ihre Art in                                                                                                                                                                                                                                               den Alpen erhalten

Noch zu wenige Bartgeier in den Ostalpen

1913 wurde der letzte Bartgeier in den Alpen getötet, die mächtigsten Flieger in den Bergen waren ausgerottet. Seit ihrer Wiederansiedlung leben derzeit rund 300 Bartgeier im gesamten Alpenraum. Während sich die Greifvögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, sind es in den Ostalpen noch zu wenige Tiere. Deswegen hat der LBV das Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der Alpen angestoßen.

  

"Dem Geier besonders unter die Flügel greifen"

Roland Baier, Leiter der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden möchte dem Geier hier ganz besonders unter die Flügel greifen mit dem Ziel, die Brücke von den Pyrenäen über die Alpen und den Balkan bis zu den Vorkommen in der Türkei zu schlagen." Der "faszinierende Vogel" komplettiere die ursprüngliche Fauna des Nationalparks und bilde als Aas- und Knochenverwerter ein wichtiges Endglied in der Nahrungskette.

  

Nationalpark Berchtesgaden gut für Bartgeier geeignet

Im Nationalpark Berchtesgaden leben zwar verschiedene Aasfresser wie Steinadler, Raben und Füchse. Doch keines dieser Tiere frisst vor allem Knochen. Erwachsene Bartgeier ernähren sich nur davon. Dass der Nationalpark Berchtesgaden ein geeignetes Zuhause ist, zeigte eine Machbarkeitsstudie. Der Bartgeier könnte sich im Nationalpark Berchtesgaden wohlfühlen, weil er in der Region auch früher schon zu Hause war. Die verkarsteten Bergregionen mit ihrer starken Thermikbildung, vielen Gämsen und Steinböcken und wenig Infrastruktur wie Seilbahnen kommen dem Bartgeier zugute. Zudem wird in der Jagd in der Region auf bleihaltige Munition verzichtet. Generell eignet sich die Lage auch gut dafür, einen ostalpinen Bestand aufzubauen. Die Mitarbeiter des Nationalparks haben bereits Erfahrung damit, Greifvögel mit Tierkadavern zu versorgen. Und die Berchtesgadener Bevölkerung ist durch die Salzburger Gänsegeier-Kolonie schon vertraut mit Geiern. "Bayern ist Heimat für Geier", so der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. "Die Studie zeigt, der Bartgeier hat hier gelebt, er kann hier leben und er soll das auch wieder tun. Und dabei eignen sich vor allem die Ostalpen für eine Wiederansiedelung."

 

 

Zum Pressevideo geht es hier

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Markus Erlwein | Stefanie Bernhardt, E-Mail: presse@lbv.de, Tel.: 09174/4775-7180 | -7184. Mobil:  0172-6873773.